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Bürgerstiftung hat zahlreiche Spender gefunden, um Anlage wieder in Betrieb zu setzen
Es hat sich offenbar schon herumgesprochen. Die beiden älteren Herrschaften zumindest steuern ihr E-Bike zielgerichtet auf den Marktplatz und stoppen einige Meter vor dem Ratskeller. Und sie kommen pünktlich. Kaum sind sie von ihren Rädern abgestiegen, da ertönt um 11.15 Uhr das Glockenspiel. „Sah ein Knab‘ ein Röslein stehen“ erklingt. Fast andächtig lauschen die beiden Senioren dem musikalischen Spiel. „Wir haben uns extra beeilt“, sagt die Frau. Es sei ein besonderer Moment, meint sie. Lange haben man auf das tägliche musikalische Einspiel in der Gehrdener Stadtmitte verzichten müssen, sagt sie zum Abschluss.
Tatsächlich: Das beliebte Glockenspiel war lange außer Betrieb – fast zehn Jahre. Es musste repariert werden. Das ist nun geschehen: Mit Mitteln der im vergangenen Jahr unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Malte Losert (parteilos) gegründeten Bürgerstiftung Gehrden konnte im August das Glockenspiel technisch überarbeitet und wieder in Betrieb genommen werden. Das Repertoire umfasst mehr als 70 Lieder wie „Am Brunnen vor dem Tore“, „Ein Jäger aus Kurpfalz“ oder „When the saints go marching in“, die zweimal täglich – um 11.15 und um 15.15 Uhr – digital eingespielt werden. Der Fördermittelbedarf lag bei etwa 10.000 Euro. Die Summe kam durch Spenden zusammen. Den Spendern dankt die Bürgerstiftung bei einer kleinen Feierstunde im Ratskeller.
1983 in Betrieb genommen
Dank einer großzügigen Spende war es vor mehr als 40 Jahren auch möglich, das Glockenspiel anzuschaffen. Von damals 45.000 D-Mark wurde es 1983 an der Fassade des Ratskellers angebracht. Die Idee hatte der Gehrdener Ernst Flasbart. Er spendete den Großteil der Anschaffungskosten. Es folgten weitere Spenden von Bürgern und Firmen. Die Glocken wurden in der Königlichen Glockengießerei im holländischen Asten gegossen und am Marktplatz installiert. „Kling, Glöckchen, kling“ war die erste Melodie, die im Dezember 1983 über den Marktplatz ertönte. Bis zu sechsmal am Tag ließ das Glockenspiel Anwohner und Passanten hier aufhorchen – jeweils 20 Minuten vor einer vollen Stunde und mit wechselnden Melodien. Bis zum Herbst 2015, dann war Schluss.
Es ist ein 18-stimmiges und 443 Kilogramm schweres Glockenspiel, die Glocken sind aus Bronze. Die größte wiegt 47 Kilogramm. Die Melodien werden durch das Abtasten von Liedbändern mittels Magnetschlaghämmern über die Glocken zu Gehör gebracht. Intoniert wurden jahreszeitlich wechselnde Volkslieder. Das Glockenspiel sollte täglich einen kleinen musikalischen Beitrag zu einer lebendigen Stadtmitte geben.
Vor einigen Jahren musste es aus baulichen Gründen von der Fassade des Ratskellers demontiert werden. Das Problem: Die Schwingung des Glockenspiels übertrug sich über die Wände des Gebäudes auf den Innenbereich des Ratskellers – dorthin, wo sich Gästezimmer des Hotelrestaurants befinden. Und: Die Magnethämmer der 18 Glocken wurden von einem Computer gesteuert, und der Empfang wurde per Funksignal geregelt. Doch in der Steuerungseinheit kam es immer wieder zu Kurzschlüssen. Dabei wurde auch zeitweise das Stromnetz des Ratskellers lahmgelegt.
Dass das Glockenspiel nun doch an der Fassade des Ratskellers hängen bleibt, ist der Bürgerstiftung zu verdanken. In enger Absprache mit dem Inhaber des Ratskeller und nach einigen technischen Neuerungen wurde vereinbart, dass die Glockentöne weiterhin vor dort klingen können. Eine mögliche Alternative wäre das Rathaus gewesen.
Hilfsprojekt für einkommensschwache und einsame Menschen kommt zurück ins Vierständerhaus
Von Dirk Wirausky, Gehrden.
Es passt ein bisschen ins Bild, dass mit Edmund Jansen ein ehemaliger Schwimmmeister den Mittagstisch „wiederbelebt“ hat. „Es gab immer wieder die Bestrebung, das Projekt fortzusetzen“, sagt Jansen. Auf Anfrage hätten fast alle früheren Akteure ohne Zögern ihre Bereitschaft erklärt, dort weiterzumachen, wo sie damals aufgehört hätten. „Ich bin nur offene Türen eingerannt“, sagt Jansen. Zehn ehrenamtliche Helferinnen und Helfer habe er gefunden.
Los geht es am Donnerstag, 5. September, im Vierständerhaus. Serviert wird ab 12.30 Uhr. Damit erfüllt sich nicht nur ein Herzenswunsch von Dirk Leopold, der das Werk seiner inzwischen verstorbenen Frau fortsetzen möchte, auch Bürgermeister Malte Losert (parteilos) hat sich für die Wiederaufnahme des Mittagstischs eingesetzt. „Das war mein großer Wunsch“, sagt er.
Jeder zahlt, was er will
Das Besondere: Jeder Gast zahlt nur das, was er will und kann. Ein eventuelles Defizit gleicht die Bürgerstiftung aus. Eine Altersbegrenzung gibt es nicht. Jansen weiß allerdings aus der Vergangenheit: „Es kommen vor allem Senioren.“ Der Mittagstisch sei auch ein Mittel gegen die Einsamkeit. Bis zu 45 Besucher haben Platz im Vierständerhaus.
Das Projekt Mittagstisch entstand 2007 aus einer Idee des damaligen Bürgermeisters Hermann Heldermann. Dieser hatte sich zu seinem 50. Geburtstag Spenden für so ein Angebot für einkommensschwache Bürgerinnen und Bürger gewünscht. Dann habe die Stadtverwaltung weiter Geld gesammelt und die Kirchen, das DRK sowie ehrenamtliche Helfer als Partner gewonnen. Am 3. April 2008 war es so weit: Es gab Gulaschsuppe mit Baguette, Weintrauben und Joghurt zum Nachtisch.
Das Hilfsprojekt entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem beliebten Treffpunkt für alleinstehende Menschen. „Schnell hat sich gezeigt, dass es vielen nicht um das günstige Essen geht, sondern um die Gespräche und das Zusammenkommen“, berichtet Leopold.
Das Essen kommt aus der Küche des Hauses Gehrden, die Bäckerei Hünerberg spendet Kuchen. Und es steht auch schon fest, was es zur Premiere am 5. September geben wird: Rostbratwurst mit Erbsen-Möhren-Gemüse und Kartoffelpüree sowie als Nachtisch Pfirsichquark.
Erlös aus Konzert bekommt die Bürgerstiftung Gehrden für das Glockenspiel
Von Dirk Wirausky, 19.04.2024 HAZ
Gehrden.
Kräftige Finanzspritze: Der DRK-Ortsverein Gehrden hat aus dem Erlös der Eintrittsgelder eines im April stattgefundenen Konzerts 1000 Euro gespendet. Aufgetreten war das Blechbläserensemble „Woodless“ des Heeresmusikkorps Hannover. Glücklicher Empfänger ist die Bürgerstiftung Gehrden, die das Geld für das Förderprojekt Gehrdener Glockenspiel verwenden wird.
Die DRK-Ortsvereinsvorsitzende Andrea Nitsch übergab das Geld symbolisch an den Vorstand der Bürgerstiftung. Wolfgang Middelberg von der Bürgerstiftung erläuterte, dass der erforderliche Betrag für die Umsetzung des Glockenspiels nunmehr fast beisammen sei und eine Realisierung voraussichtlich noch in diesem Jahr erfolgen werde. Die 1000 Euro seien ein wichtiger Beitrag zur Realisierung des Projektes Glockenspiel.
Glockenspiel ist außer Betrieb
Das 1983 von Gehrdener Bürgern gespendete Glockenspiel ist seit Jahren außer Betrieb. Es muss repariert werden und es wird ein neuer Standort gesucht. Zurzeit hängt es noch an der Fassade des Ratskellers am Marktplatz. Die Bürgerstiftung ist in Gesprächen mit Eigentümern in der Innenstadt. Der Fördermittelbedarf liegt bei etwa 12.000 Euro, von dem ein nicht unerheblicher Teil bereits gespendet wurde.
Die Bürgerstiftung Gehrden hat sich im September vergangenen Jahres gegründet. Sie will sich nachhaltig und dauerhaft für das Gemeinwesen einsetzen und mit ihrer Arbeit bürgerschaftliches Engagement unterstützen. Und da der kommunale Haushalt mit der Aufrechterhaltung der notwendigen Infrastruktur (Schulen, Kitas, Hallenbad, Sportanlagen) überfordert sei, wolle die neue Stiftung Projekte finanzieren, die nicht aus öffentlichen Mitteln bezahlt werden könnten, heißt es.
Und die Bürgerstiftung beteiligt sich auch am kulturellen Leben in der Stadt. Am Freitag, 31. Mai, geben die „Klosterbrüder“ ein Konzert im Bürgersaal. Das Repertoire der etwa 20 Männer starken Sängergruppe: Schlager aus den Zwanzigerjahren bis zur Neuen Deutschen Welle. Beginn ist 20 Uhr. Weitere Informationen dazu finden Interessierte auf www.buergerstiftung-gehrden.de.
Tickets gibt es in der Buchhandlung Lesezeichen, im Spielwarengeschäft Froschkönig oder per Mail an info@buergerstiftung-gehrden.de.
Arbeitseinsatz auf der Tripschen Parkanlage
Mittwoch, HAZ/Gehrden 20.03.2024, Gehrden, von Dirk Wirausky
Mitglieder der Bürgerstiftung treffen sich, um das Gelände am Gehrdener Berg zu verschönern
Was müssen das für Zeiten gewesen sein? 1898 wurde die Tripsche Parkanlage eröffnet. Der Gartenarchitekt Julius Trip, der sich auch als erster Gartenbaudirektor Hannovers mit Projekten wie dem Maschpark hinter dem Neuen Rathaus oder der Pferderennbahn Bult hervortat, schuf am Westhang des Berges einen Park aus Landschafts- und Barockgarten. Scharenweise reisten Gäste zu jener Zeit vor allem aus Hannover an. Sie hatten es zu jener Zeit bequem. Die Straßenbahnlinie 10 hielt unterhalb der Freitreppenanlage. Bis zu 5000 Ausflügler tummelten sich damals auf der 14 Hektar großen Parkanlage am Gehrdener Berg. Das ist Vergangenheit.
Inzwischen ist die denkmalgeschützte Anlage eher ein Geheimtipp und sie ist nicht sonderlich gut gepflegt. Das zumindest findet die erst kürzlich gegründete Bürgerstiftung Gehrden. Die Anlage sei in den vergangenen Jahren hinsichtlich der Grünpflege häufig vernachlässigt worden, sagt Wolfgang Middelberg, Mitglied im Vorstand der Bürgerstiftung. Nun haben die Mitglieder selbst Hand angelegt.
Ziel war es, die Anlage in einen Zustand zu versetzen, der die historischen Ausmaße und bauliche Elemente wieder uneingeschränkt zum Vorschein bringt. In Absprache mit der Stadt Gehrden, die durch beauftragte Firmen bereits die groben Vorarbeiten wie Baumpflege und Heckenschnitt erledigen ließ, trafen sich zwölf Personen aus Vorstand, Stiftungsrat und Unterstützern zu einem mehrstündigen Arbeitseinsatz.
Die Frauen und Männer begannen mit Entfernung von ungeliebtem Grünwuchs im Bereich der Treppenanlagen, auf den Freiflächen und insbesondere im Bereich des ungezügelt wuchernden Efeus. Das Ergebnis könne sich nach Aussage von Wolfgang Middelberg sehen lassen. Er empfiehlt, sich selbst einen Eindruck von der Anlage zu verschaffen, bevor sich die Natur wieder der Flächen bemächtigt.
Alle Arbeiten konnten allerdings nicht erledigt werden, sodass überlegt wird, die Aktion im nächsten Jahr zu wiederholen beziehungsweise zu verstetigen. Neben den bereits laufen Projekten der Bürgerstiftung wie Reaktivierung des Glockenspiels am Markt und Betreiben der Kulturtafel, ist die Pflegeaktion die dritte konkrete Aktion.
Bild: Prunkvolle Freitreppe mit Ausblick: Die Treppen lag an der ehemaligen Straßenbahnhaltestelle und führte zu einer Ausflugsgaststätte, die 1899 eröffnet wurde.
Stiftungen wollen künftig gemeinsam Projekte fördern
Bürgerstiftung Gehrden wird Treuhänderin der Germerott-Stiftung –breites Spektrum gemeinnütziger Aktivitäten
Von Dirk Wirausky
Gehrden. Die neue Bürgerstiftung Gehrden hat einen weiteren Partner gefunden. Seit Jahresbeginn verwaltet sie treuhänderisch die Germerott-Stiftung.
Wolfgang Germerott ist erfolgreicher Unternehmer in Gehrden und schon vielfach als Förderer und Sponsor gemeinnütziger Aktivitäten in Erscheinung getreten. Im vergangenen Jahr hat er unter der Schirmherrschaft des Regionspräsidenten Steffen Krach die Initiative „Germerott hilft aktiv“ ins Leben gerufen. Mit dem Regio-Förder-Fonds werden Projekte im Bildungs-, Freizeit-, Gesundheits- und Kulturbereich unterstützt. Dabei werden Ideen und Initiativen zur Jugend- und Nachwuchsförderung mit bis zu 5000 Euro prämiert. Darüber hinaus hat Wolfgang Germerott die Germerott-Stiftung gegründet. Sie verfolgt ein breites Spektrum gemeinnütziger Aktivitäten in der Region Hannover mit dem Schwerpunkt auf Gehrden.
Die Germerott-Stiftung soll nun unter dem Dach der Bürgerstiftung Gehrden treuhänderisch verwaltet werden. Die große Übereinstimmung der Stiftungszwecke verspricht Vorteile für jede Seite. „Nicht nur das Fördergeschäft wird effizienter, Synergien ergeben sich auch aus der gemeinsamen Vermögensverwaltung des nun mehr als 400.000 Euro betragenden Stiftungskapitals und bei der administrativen Stiftungsarbeit“, erläutert Johannes Brachem, Vorstand der Bürgerstiftung. Das Kapital der Germerott-Stiftung sei als Sondervermögen des Treuhänders strikt vom Vermögen der Bürgerstiftung Gehrden zu trennen. „Das hindert uns aber nicht daran, aus beiden Töpfen gemeinsam sinnvolle Projekte zu fördern“, ergänzt Wolfgang Middelberg, Vorstand der Bürgerstiftung.
„Kapital ist in guten Händen“
Wolfgang Germerott begrüßt die Vereinbarungen, die sowohl gemeinsame als auch eigenständige Förderprojekte der Germerott-Stiftung zulasse. „Ich weiß das übertragene Stiftungskapital in guten Händen und werde mit großem Interesse verfolgen, wie sich bürgerschaftliches Engagement zu einer immer wichtiger werdenden Säule im gesellschaftlichen Leben Gehrdens entwickelt“, sagt er.
Die im September gegründete Bürgerstiftung Gehrden hat bereits erste Projekte angeschoben. Das 1983 von Gehrdener Bürgern gestiftete Glockenspiel soll wieder in Betrieb genommen werden. Die der Bürgerstiftung angegliederte Kulturtafel vermittelt inzwischen monatlich rund 20 gespendete Eintrittskarten an Menschen, die sich Tickets für Kulturveranstaltungen nicht leisten können. In Vorbereitung ist eine Grünpflegeaktion an der Tripp’schen Anlage am 16. März.
Bild: Stiftungspartner Wolfgang Middelberg (v.l.), Johannes Brachem, Wolfgang Germerott, Mandy Hermann, Dr. Jens Röttger
Bürgerstiftung will Projekte finanzieren, die nicht aus öffentlichen Mitteln bezahlt werden können
Die Intention ist eindeutig: Die Bürgerstiftung Gehrden will sich nachhaltig und dauerhaft für das Gemeinwesen einsetzen. Sie will mit ihrer Arbeit bürgerschaftliches Engagement unterstützen. Und da der kommunale Haushalt mit der Aufrechterhaltung der notwendigen Infrastruktur (Schulen, Kitas, Hallenbad, Sportanlagen) überfordert sei, wolle die neue Stiftung Projekte finanzieren, die nicht aus öffentlichen Mitteln bezahlt werden könnten, heißt es.
Die Bürgerstiftung Gehrden ist Ende September gegründet worden und wurde nun durch die Stiftungsaufsicht anerkannt. Die Bestätigung der Gemeinnützigkeit durch das Finanzamt war nach gründlicher Vorbereitung durch die Initiatoren der letzte Schritt, um die Bürgerstiftung handlungsfähig zu machen. Johannes Brachem, Mitinitiator und Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung, erläutert: „Die Anerkennung erlaubt es uns, für die Zuwendungen an Stiftungskapital und Spenden steuerrechtlichen Bescheinigungen zu erstellen und mit der Planung und Umsetzung von Projekten zu starten“.
Spenden bereits eingegangen
Die Mittel fließen jetzt der Bürgerstiftung zu, die 17 Gründungsstifter (Privatleute und Unternehmer) steuern als Gründungskapital mehr als 100.000 Euro bei, die jetzt gewinnbringend angelegt und aus dessen Erträgen die Projekte finanziert werden, die die Stiftung im Blick hat. Es seien auch schon die ersten nennenswerten Spenden eingegangen, die bei der Umsetzung der Projekte direkt helfen könnten. So habe ein Gehrdener Bürger anlässlich seines runden Geburtstages die Gäste anstelle zugedachter Geschenke um Spenden für die Bürgerstiftung gebeten und diese dann noch selbst um den gleichen Betrag erhöht.
Zu den ersten Projekten, welche die Bürgerstiftung fördern möchte, gehört das 1983 in Betrieb genommene Gehrdener Glockenspiel; es wurde damals mithilfe von Spenden Gehrdener Bürger angeschafft. Inzwischen ist es aber außer Betrieb. Es muss repariert werden, darüber hinaus wird ein neuer Standort gesucht. Zurzeit hängt es an der Fassade des Ratskellers am Marktplatz. Dort kann es nicht bleiben. Sehr erfolgreich angelaufen ist die der Bürgerstiftung angegliederte Kulturtafel, die Bedürftigen durch gespendete Eintrittskarten den Besuch von Theater- und Musikveranstaltungen ermöglicht.
Die nunmehr anerkannte Satzung der Bürgerstiftung hat jedoch einen sehr viel breiteren Stiftungszweck. So können gemeinnützige Projekte aus den Bereichen Jugend- und Altenhilfe, Kunst und Kultur, Bildung und Erziehung, Umwelt- und Naturschutz, Sport und Flüchtlingshilfe sowie die Ortsverschönerung gefördert werden. „Der gewählte Vorstand der Bürgerstiftung will sich nun mit der Zweckverfolgung beschäftigen, sucht aber auch das Gespräch mit den Bürgern, denn die Stiftung ist eine Initiative zu Wohle aller Gehrdener“, teilt Vorstandsmitglied Jens Röttger mit. Die Einhaltung des Stiftungszweckes und die Prüfung der Arbeit des Vorstandes überwacht der neunköpfige Stiftungsrat, der sich im Dezember konstituiert hat. Zum Vorsitzenden des Stiftungsrates wurde Jürgen Stanowsky gewählt.
Wer Interesse hat, sich an der Stiftung zu beteiligen, sei es mit einer Zuwendung zum Stiftungskapital, einer Spende oder in Form von aktiver Unterstützung kann sich an die Bürgerstiftung Gehrden wenden. Weitere Informationen, die Kontaktdaten und die Kontoverbindung der Stiftung sind auf der Homepage www.buergerstiftung-gehrden.de nachzulesen. „Die Kapitalausstattung der Gründungsstifter ist nur der erste Schritt, letztendlich ist die Stiftung als sogenannte Ewigkeitsstiftung sehr langfristig aufgestellt“, so Röttger.
Bild: Vorstand der Bürgerstiftung Gehrden (v.l.) Dr. Jens Röttger, Johannes Brachem (Vorsitzender), Wolfgang Middelberg
Freitag, 29. September 2023 HAZ/Gehrden
Neue Bürgerstiftung will das Gemeinwesen stärken
Förderinitiative unter der Schirmherrschaft des Bürgermeisters startet mit Gründungskapital in Höhe von 115.000 Euro
Von Ingo Rodriguez, Gehrden.
Sanierung des Gehrdener Glockenspiels und Menschen mit geringem Einkommen regelmäßig den Besuch von Kulturveranstaltungen ermöglichen – das sind zwei Projekte, mit denen die neue Bürgerstiftung Gehrden das Gemeinwesen und bürgerschaftliches Engagement stärken möchte. 18 Privatleute und Unternehmen aus dem Stadtgebiet haben jetzt im Rathaus die neue Förderinitiative gegründet. Ziel ist es, mit Stiftungserlösen das soziale, kulturelle und sportliche Leben in Gehrden zu bereichern sowie Naturschutz- und Verschönerungsmaßnahmen zu unterstützen – unter der Schirmherrschaft des Bürgermeisters Malte Losert (parteilos).
Zu den Gründungsmitgliedern zählt mit dem Ruheständler Wolfgang Middelberg der frühere Bauamtsleiter der Stadt Gehrden. Er nennt ein entscheidendes Leitbild der neuen Stiftung: „Wir wollen die Kluft schließen zwischen dem, was eine Kommune leisten kann, und dem, was eine solidarische Bürgerschaft für erstrebenswert hält.“ Middelberg weiß es aus seiner jahrelangen Amtszeit im Rathaus, was auf der Internetseite der Bürgerstiftung Gehrden genauer erläutert wird. „Der kommunale Haushalt ist schon mit der Aufrechterhaltung der notwendigen Infrastruktur wie Schulen, Kitas und Sportanlagen überfordert. Was darüber hinaus wünschenswert für Gehrden wäre, ist aus öffentlichen Mitteln nicht bezahlbar.“
Um diese Lücke etwas zu verkleinern, werden 13 Privatpersonen und fünf Unternehmen jeweils zwischen 5000 Euro und 10.000 Euro stiften und die neue Stiftung so mit einem Gründungskapital in Höhe von 115.000 Euro ausstatten. Die Anerkennung durch die Stiftungsaufsicht werde in Kürze erwartet, sagt Middelberg. „Anschließend zahlen die Geldgeber auf ein neu eröffnetes Konto ihre Beträge ein“, sagt der Mitbegründer. Mit den jährlichen Zinserträgen aus dem angelegten Geld – laut Middelberg vermutlich etwa 4000 Euro – sollen die Förderprojekte finanziert werden. Weil das Gründungskapital wegen der Gemeinnützigkeit erhalten bleiben muss, hoffen die Gründer auf weitere Geldspender und Zustifter. „Damit die Bürgerstiftung zum Wohle der Stadt weitere Projekte anschieben kann“, sagt Middelberg
Der Aufbau der Stiftung
Zum dreiköpfigen Vorstand, der die operativen Geschäfte führt, zählen außer Middelberg auch noch Ruheständler Jens Röttger, der früher leitender Angestellter eines großen Unternehmens in Hannover war. Eine besondere Rolle spielte das dritte Vorstandsmitglied Johannes Brachem bei der Gründung. Der pensionierte Gehrdener war der Ideengeber. „Er hat gemeinsam mit Bürgermeister Malte Losert noch vor dessen Amtsantritt im Rathaus den Anstoß gegeben“, sagt Middelberg.
Eine Randnotiz: Die drei Stiftungsvorstände wohnen alle in der Kernstadt und kennen sich seit vielen Jahren. Bürgermeister Losert wolle nach seiner Wahl mögliche „Verquickungen“ von seinem neuen Amt und der Stiftung vermeiden und trete deshalb als Schirmherr auf. Ein neunköpfiger Stiftungsrat überwacht die Umsetzung der Stiftungszwecke. Middelberg berichtet: Um ein angemessenes Gründungskapital zu erzielen, sei „Klinkenputzen“ angesagt gewesen. Die Initiatoren seien über das großzügige Engagement der Gehrdener sehr erfreut. Das habe es möglich gemacht, die Bürgerstiftung innerhalb eines Jahres aus der Taufe zu heben.
Arbeitsgruppen planen Projekte
Jetzt beginnt die Arbeit der Stiftung: „Wir wollen positive Effekte fördern“, so Middelberg. Zusätzlich zu den Sitzungen von Stiftungsrat und Vorstand stehen Treffen von Projektgruppen im Mittelpunkt. „Diese Gruppen erarbeiten Umsetzungspläne für die Förderprojekte“, berichtet Middelberg. Es sei nicht geplant, mit jährlichen Ausschüttungen regelmäßig eine festgelegte Anzahl von Projekten zu unterstützen. „Vielmehr geht es darum, einzelne Pläne in Hinblick auf mögliche Angebote und Kosten mit den jeweils vorhandenen Erträgen und Geldspenden nacheinander und individuell umzusetzen“, sagt Middelberg.
Er konkretisiert dies am Beispiel der geplanten Sanierung des Glockenspiels: Für die defekte Anlage werde ein neuer Standort benötigt, weil der sanierungsfällige Ratskeller unter den Glockenschwingungen leide. Die Stiftung prüfe nun rund acht Alternativstandorte, kümmere sich um die Reparatur der Anlage und den Neuaufbau. Anschließend übernehme die Stadt den laufenden Betrieb.
Das zweite Startprojekt: Die bereits als Privatinitiative betriebene Kulturtafel wird laut Middelberg unter dem Dach der Bürgerstiftung gespendete Eintrittskarten für Kulturveranstaltungen akquirieren, um sozial benachteiligten Menschen die Teilnahme am kulturellen Leben zu ermöglichen. „Dann folgen bald weitere Projekte. Für die Gruppenarbeit benötigen wir auch Zeitspenden“, wirbt Middelberg um Unterstützung. Fragen werden per Mail an info@buergerstiftung-gehrden.de beantwortet.
Kulturtafel verteilt Eintrittskarten
Nicht verkaufte Tickets sollen kostenlos an Bedürftige weitergegeben werden
Von Dirk Wirausky
Gehrden. Der Mensch braucht Kultur wie Brot und Wasser. Ein Konzert besuchen, ins Kino gehen oder ein Theaterstück anschauen – viele Menschen können sich das nicht leisten. Die Initiative Kulturtafel will helfen, dass auch Bedürftige am kulturellen Leben teilnehmen können, und vermittelt kostenfreie Restkarten, die sonst bei Veranstaltungen nicht eingelöst würden.
In vielen Städten Kulturtafeln
Die Idee, in Gehrden eine Kulturtafel einzurichten, kam Karin Losert beim Fernsehgucken. In einem Bericht aus Cuxhaven wurde vorgestellt, wie bedürftigen Menschen kulturelle Teilhabe ermöglicht werden kann. So etwas brauche die Burgbergstadt auch, dachte die Gehrdener Bürgerin. Gedacht, getan: „Ziel ist es, für Personen mit geringen Einkünften die Möglichkeit zu schaffen, an kulturellen Veranstaltungen teilzunehmen“, sagt Losert. Viele Städte hätte bereits dieses Angebot.
Angegliedert ist die Kulturtafel an der Gehrdener Tafel, die am Kantplatz Lebensmittel an bedürftige Bürgerinnen und Bürger ausgibt. Dort hat Losert im Januar damit begonnen, Leute anzusprechen und auf das Angebot aufmerksam zu machen. 45 Frauen und Männer haben sich inzwischen in eine Liste eintragen lassen; zwei Drittel davon sind Geflüchtete aus der Ukraine. Die ehemalige Lehrerin betont: Auch Menschen, die vom Bürgergeld abhängig seien und nicht zur Tafel kämen, könnten sich registrieren lassen. Der zuständige Fachbereich in der Verwaltung vermittelt den Kontakt.
Schon 50 Tickets vermittelt
„Wir suchen noch Veranstalter, die bereit sind, die Initiative zu unterstützen, indem sie Restkarten, kurzfristig zurückgegebene Karten oder auch gespendete Tickets kostenfrei an Bedürftige weitergeben“, sagt Losert. Auch Privatpersonen könnten ihre Karten spenden. Die engagierte Gehrdenerin leitet sie dann umgehend – per Telefonat oder donnerstags bei der Tafel – an die Menschen weiter, die sich in der Gästekartei angemeldet haben. Bisher seien es etwa 50 Tickets gewesen, die sie verteilen konnte; zuletzt sechs für das Straßenfest am Hischen Hus.
Bisher machen bei der Kulturtafel die Waldbühne, der Mehrgenerationen-Treff, die Reihe Weltklassik am Klavier, die Lütt Jever Scheune in Ronnenberg und die Deister-Freilicht-Bühne in Barsinghausen mit. Losert hofft, dass noch mehr Veranstalter aufspringen. Die Schirmherrschaft haben Cyril Krüger und die Band „The Jetlags“ übernommen.
Unterstützung soll die Kulturtafel auch von der Bürgerstiftung Gehrden erhalten, die sich demnächst offiziell gründen will. Die Kulturtafel soll ein Projekt der Bürgerstiftung sein. Damit wäre die finanzielle Seite abgedeckt.
Losert sucht allerdings nicht nur weitere Veranstalter, sie hofft auch, dass weitere Ehrenamtliche die Kulturtafel unterstützen. Und da sich viele Menschen aus der Ukraine unter den Interessierten befinden, wird dringend eine Dolmetscherin oder ein Dolmetscher gesucht, die beziehungsweise der Russisch oder Ukrainisch spricht. Die Sprachbarriere sei ein Problem, meint Losert. Die Kommunikation sei häufig schwierig.
Großer Mehrwert
Karin Losert und auch Elisabeth Bekirsch von der Gehrdener Tafel sind überzeugt, dass die Kulturtafel einen großen Mehrwert hat: Die Veranstalter profitierten, weil freie Plätze belegt würden – und für die Bedürftigen werde Kultur erlebbar. Das stärke die Solidarität untereinander, meint Losert. „Es ist eine gute Idee“, lobt Bekiersch, es sei etwas für Kopf und Seele der bedürftigen Mitmenschen.
Eine Anmeldung für die Kulturtafel ist entweder donnerstags ab 14 Uhr bei der Lebensmittelausgabe der Gehrdener Tafel am Kantplatz oder per Mail an kulturtafel-gehrden@gmx.de möglich
In Gehrden soll eine Bürgerstiftung gegründet werden (HAZ Gehrden, 27.04.2023)
Erstes Treffen der Unterstützer / Zwei Projekte im Fokus: Glockenspiel und Kulturtafel
Von Dirk Wirausky
Gehrden. Frauen und Männer aus Gehrden wollen eine Bürgerstiftung gründen. Die Gruppe will mit ihrer Arbeit bürgerschaftliches Engagement unterstützen. Eine sogenannte Kick-Off-Veranstaltung fand nun in den Räumen der Sparkasse statt.
Die Initiative wurde ursprünglich von Bürgermeister Malte Losert, Johannes Brachem, Jens Röttger und Wolfgang Middelberg ins Leben gerufen. Sie teilen die Überzeugung, dass bürgerschaftliches Engagement die Kluft zwischen dem, was eine Kommune leisten kann und dem, was eine solidarische Bürgerschaft für erstrebenswert hält, schließen könne.
Diese Idee ist nicht neu. Mehr als 400 regional tätige Bürgerstiftungen in Deutschland engagieren sich ehrenamtlich. In Gehrden haben sich bisher rund 20 Privatpersonen und Firmen gefunden, die entweder als Stifter Gründungskapital zur Verfügung stellen oder sich als sogenannte Zeitspender ehrenamtlich engagieren wollen. Die geplante Bürgerstiftung definiert in ihrer Satzung gemeinnützige Zwecke in den Bereichen Soziales, Kultur, Bildung, Naturschutz und hat bei ihrem Treffen bereits erste Projekte vorgestellt, mit denen die Stiftungsarbeit begonnen werden kann. Zur Diskussion steht auch, eine Kulturtafel unter dem Dach der Bürgerstiftung in Anlehnung an die Gehrdener Tafel einzurichten. Die Kulturtafel vermittelt kostenlose Eintrittskarten für Kulturveranstaltungen an Bürgerinnen und Bürger, die sich eine Teilnahme am kulturellen Leben nicht leisten können. In Wunstorf ist dieses Angebot im Herbst 2019 eingerichtet worden.
Als ein weiteres Projekt wird die Unterstützung bei der Sanierung des Gehrdener Glockenspiels erwogen. Das im Calenberger Land wohl einzigartige Kulturgut wurde 1983 von Bürgern gespendet und ist seit einigen Jahren außer Betrieb.
Das zur Stiftungsgründung angestrebte Mindestkapital in Höhe von 100.000 Euro ist knapp erreicht. Derzeit läuft die Vorprüfung der Gründungsunterlagen bei der Stiftungsaufsicht in Hildesheim. Das Finanzamt hat zur Anerkennung der Gemeinnützigkeit weitere Präzisierungen in der Satzung angefordert, die demnächst eingearbeitet werden. „Insgesamt ist die Stiftungsgründung auf einem guten Weg“, sagt Malte Losert.
Neben privaten Unterstützern seien die ortsansässigen Kreditinstitute Gründungskapitalgeber. Besondere Anerkennung verdient Wolfgang Germerott, der sich nicht nur mit seiner Initiative „Germerott hilft aktiv“ in der Jugendförderung gemeinnützig engagiert, sondern auch die Gründung der Bürgerstiftung Gehrden maßgeblich fördert. „Je mehr Kapital die Bürgerstiftung hat, desto wirksamer kann sie gemeinnützig tätig werden“, meint Losert.
Wer sich der Initiative anschließen möchte, kann sich auf der bereits freigeschalteten Homepage unter www.buergerstiftung-gehrden.deinformieren oder Kontakt per Mail an info@burgerstiftung-gehrden.de aufnehmen.
Quellenangabe: Gehrden/Ronnenberg vom 27.04.2023, Seite 1